Die DAfF auf der re:publica 2024

Thema: Der Globale Süden in den Medien? Nobody Cares!

 

Am Montag den 27.05.2024 war die DAfF erstmals auf der re:publica vertreten, Europas größtem Forum für die digitale Gesellschaft. Unser Thema: Der Globale Süden in den Medien.

Was ist der Ausgangspunkt? Unser medialer Blick auf die Welt ist nach wie vor eurozentrisch. 85% der Weltbevölkerung lebt im Globalen Süden. Diese Menschen kommen aber kaum in unseren Medien vor. Und zwar auch dann nicht, wenn dort Kriege, Hungersnöte oder Epidemien erhebliche Opferzahlen mit sich bringen.

Der Kulturwissenschaftler Dr. Ladislaus Ludescher (Goethe-Universität Frankfurt a. M.) hat mit verschiedenen quantitativen Studien ein eindeutiges Bild gezeichnet: seine Langzeitstudie aus dem Jahr 2020 „Vergessene Welten und blinde Flecken“ hat unter anderem mehr als 5.100 Sendungen der „20 Uhr-Tagesschau“ aus den Jahren 1996 und 2007 bis 2019 sowie Berichte im „Deutschlandfunk“, im „ARD-Brennpunkt“, bei „Anne Will“, „Hart aber Fair“, „Maischberger“, „Maybrit Illner“ und in anderen Medien untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Beiträge extrem überproportional auf den „Westen“ konzentrieren, zu Lasten der Staaten des Globalen Südens. 85% der Weltbevölkerung kommen in unseren Medien so gut wie nicht vor.

Ludeschers Stuidienergebnisse finden Sie hier

Dabei sind die betroffenen Länder auch politisch und wirtschaftlich längst nicht mehr die einst abgehängte „Dritte Welt“, sondern im Gegenteil heute vielfach potente Wirtschafts- und Militärmächte, die zunehmend auch in Opposition zum sog. “Westen” gehen. In einer globalisierten Welt mit ihren vielfältigen Verschränkungen müsste ein Näherbringen der Verhältnisse in den Ländern des Globalen Südens daher eine zentrale Aufgabe der Medien sein. Insbesondere der beitragsfinanzierten ö/r Medien.

Die ö/r Anstalten verausgaben aber lediglich Mittel im Promillebereich ihrer Gesamteinnahmen für den Globalen Süden. Das widerspricht klar ihrem Auftrag.

In seinem Vortrag stellt Ladislaus Ludescher seine Forschungsergebnisse vor. Thorolf Lipp (Deutsche Akademie für Fernsehen) ergänzt, mit welchen innovativen Strategien man insbesondere die ö/r Anstalten dazu bringen könnte, dieses eklatante Ungleichgewicht zu korrigieren. Denn: We Should Care!